Robert Schiess

Es ist mutig von Paulus ein solches Statement zu geben: „Ich habe gelernt, in jeder Lebenslage zufrieden zu sein.“ Aber ich bin sicher, dass der Apostel den Mund nicht zu voll genommen hat, denn sein Leben als Apostel war eine überaus schwierige Lehre. Was er gelernt hat, ist keine Universitäts-Weisheit, sondern das Resultat einer praktischen Schule auf der Strasse des alltäglichen Lebens.

Wie ist es möglich, dass ein Mensch grundsätzliche Veränderungen erleben kann,

  • von der Nörgelei zur Zufriedenheit,
  • von der Hartherzigkeit zur Güte,
  • von der Klage zur Dankbarkeit,
  • von der Kritik zur Barmherzigkeit,
  • von der Ängstlichkeit zum Vertrauen,
  • von der Hetze zur Geduld,
  • von der Sorge zur Geborgenheit?

Drei Antworten kommen mir dabei in den Sinn:

  1. Es geht um eine Lehre, eine Lebenslange in der wir als Gotteskinder gefordert sind, immer wieder neu anzunehmen, aus der Hand des Herrn, was wir erleben, was uns passiert. Aus dem schwierigen Leben des Paulus wird ersichtlich, dass eine so grosse Veränderung nur möglich ist, wenn wir notvolle Passagen unseres Lebens mit Jesus durchleben. Es sind die schweren Zeiten in unserem Leben, die uns geistlich und ethisch voranbringen, nicht die einfachen.
  2. In dieser anspruchsvollen Schule muss unser Gottesbild korrigiert werden. Der leidgeprüfte Hiob sagte am Ende seiner Leidenszeit: „Gott, bisher kannte ich dich nur vom Hörensagen, doch nun hat mein Auge dich gesehen!“ Solange wir kritisch, negativ und rebellisch von Jesus denken, kann seine persönliche Schulung keine Früchte tragen. Aber im Leiden können wir erleben, wie gut es der Herr mit uns meint, auch wenn seine guten Absichten nicht erkenntlich sind.
  3. Es geht um das tiefe Verständnis und die Akzeptanz der Wahrheit, dass „alle Dinge (wirklich alle) zum Besten dienen, denen, die Gott lieben und nach seinem Vorsatz berufen sind“. Dieses und ähnliche Worte der Bibel sind absolut und beinhalten einen enormen Trost, auch in der schwierigsten Lebenssituation, durch welchen wir lernen, Jesus ganz zu vertrauen. Nichts ist im Leben eines Gotteskindes zufällig, oder sinnlos, oder willkürlich, denn über allem steht unser liebende und unendlich weise Vater.

Bibeltexte:
Phil. 4.10-13 / 2. Kor. 4.8-9 / 2. Kor. 11.23-27 / Hiob 42.5 / Rom. 8.28 / Ps. 25.10